Ein semidokumentarisches Fernsehspiel /A TV-Film by Hartmut Jahn
D 1990 SP color 50 Min.
THE TEAM
with
Amanda Ooms
Matthew Burton
Heinz Diesing
Christian Wewerka
Joana Schümer
Written, directed & edited by Hartmut Jahn
Kamera / DoP:
Armin Fausten
Licht / Light: Dost /Bieling
Ton / Sound: Oliver Lumpe
Requisite: Joey Weber
Maske: Veronika Wildt
Kostüm / Costumes:
Heide Taeger
Regieassistenz und Mitarbeit Drehbuch /Co-Script : Beate Pfeiffer
Aufnahmeleitung:
Hartmut Dammbeck
Produktionsassistenz:
Dirk Eggers
Offline Editing:
Michael Ammann
Montage: Hartmut Jahn
Synchron: Thomas Petruo
Musik / Music:
Ulrich Bauer
Produktionsleitung:
Paul Müller
Buch, Regie / Script, Director: Hartmut Jahn
mit Dank an / with thanks to Michael Schmitz, Peter Wensierski, Roland Jahn, Horst Breitel, Reinhard Kolisch, Volkspolizei der DDR, Wache Alexanderplatz, Nachtdienst S-Bahnhof Alexanderplatz, Bürgerkommitee für Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit
Redaktion / TV-Editor:
Eva Appel
Jahn-Filmproduktion / ZDF TV: 3sat, 21.11.1990
8 p.m.
EN The Alexanderplatz in Berlin in autumn 1989: People in the GDR take to the streets to protest against the rigged elections.
A film about a young Stasi agent who makes contact with a Western TV journalist. Unbeknown to her, she becomes a pawn in her own surveillance apparatus, which succeeds with her help in influencing Western reporting on the peaceful demonstration against electoral fraud. Using original footage from the surveillance cameras at Alexanderplatz on 7 September 1989, the film develops the fictional story of a successful disinformation by the GDR's state security service.
A story about filtered reality, the surveillance of surveillance and loss of reality.
ALEX September 7th 1989
Dialogue list
15 June 1990 at the "Round Table", Berlin/GDR:
"Yesterday we had a rally on Alexanderplatz. It was observed that the cameras that are on the House for Electronics were also used yesterday.
I would like to ask: who was sitting behind them? Where did the material go?"
.....
DE Der Alexanderplatz in Berlin im Herbst 1989: In der DDR gehen die Menschen auf die Straße und protestieren gegen die Wahlfälschung.
Ein Film über eine junge Stasi-Agentin, die Kontakt zu einem westlichen TV-Journalisten aufnimmt. Ohne ihr Wissen wird sie zum Spielball des eigenen Überwachungsapparates, dem es mit ihrer Hilfe gelingt, die westliche Berichterstattung über die friedliche Demonstration gegen Wahlfälschung zu beeinflussen. Unter Verwendung von originalem Bildmaterial der Überwachungskameras am Alexanderplatz vom 7.9.1989 entwickelt der Film die fiktive Geschichte einer gelungenen Desinformation des Staatssicherheitsdienstes der DDR.
Eine Geschichte über gefilterte Realität, die Überwachung der Überwachung
und Realitätsverlust.
ALEX 7.9.1989 Dialogliste
15.Juni 1990 am "Runden Tisch", Berlin/DDR:
"Gestern hatten wir eine Kundgebung auf dem Alexanderplatz. Es wurde beobachtet, dass die Kameras, die auf dem Haus für Elektronik sind, auch gestern benutzt wurden. Ich möchte nachfragen: wer saß dahinter? Wo kam das Material hin?"
RIAS Berlin (Radio)(off):
"7.September1989. Es ist 15.30 Uhr. Hier ist RIAS Berlin, eine freie Stimme der freien Welt. Sie hören Nachrichten: Wegen der Affäre um die Ostkontakte des CDU-Politikers Lummer soll der Verfassungsschutzausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit weiteren Kompetenzen ausgestattet werden.Nach Darstellung des Berliner Innensenators Pätzold hat Lummer jahrelang seine Kontakte zu einer Agentin des Staatssicherheitsdienstes verheimlicht."
Am PkW:
"Wo ist die verdammte Drehgenehmigung?"
"Wo du wieder Deinen Kopf hast. Salat von Karin?"
"Ich sollte sie anrufen. Gestern war die Stimmung zwischen uns etwas gereizt... Hier steckt das Ding."
"Die Arbeit war härter geworden in der letzten Zeit. Es verging fast kein Tag ohne eine Fahrt auf den Alex. Viel Zeit blieb dann nicht mehr für die Sendung. Aber je härter die Auseinandersetzungen wurden, umso besser war das Material. 'Freizeit' war gestrichen."
Stimme der DDR (Radio)(off):
"Es ist 13 Uhr. 'Stimme der DDR' mit aktueller Politik: Der Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzende des Staatsrates Erich Honecker empfing heute in Berlin die Vorsitzenden der befreundeten Parteien und den Präsidenten des Nationalrates der Nationalen Front zu einem Meinungsaustausch. Dabei ging es um die ...
Am Rand des Alexanderplatzes:
"Sie gehen nicht auf den Platz! Sie bleiben hier!. Sie bewegen sich in Richtung Ihres Fahrzeuges wieder. Da können Sie von mir aus stehen bleiben. Keinen Meter weiter!"
"Aber das ist doch eine ganz normale Drehgenehmigung!"
"Sie brauchen eine Sondergenehmigung... Wenn Sie fragen haben, wissen Sie doch, wo Sie sich hinwenden müssen: an die Presseabteilung des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten. Da können Sie sich hinwenden oder nicht?"
"Hier wir haben eine Sondererlaubnis."
"Aber nicht für heute... Sie müssen hierbleiben. Das ist ein polizeilicher Handlungsraum! Ich verweise Sie nochmals darauf. Gehen Sie zu Ihrem PkW. Gehen Sie zu Ihrem PkW."
"Sie sperren den ganzen Platz!"
"Ja, wir sperren den ganzen Platz!"
"Und warum?"
"Weil wir das Recht dazu haben!... Wenden Sie sich dorthin, und da wird man Ihnen Auskunft geben. So einfach ist das... Das ist ein polizeilicher Handlungsraum. Ich fordere Sie nochmals auf: Gehen Sie zu Ihrem PkW und dort können Sie meinetwegen verbleiben. Was Sie dort machen, ist Ihr Problem."
"Sieführen doch gar keine Handlungen durch hier!"
"Das spielt doch keine Rolle."
"Siemüssen mir doch eine Begründung geben, warum der größte Platzmitten in der Hauptstadt der DDR nicht frei zugänglich ist!"
"Ja, dann wenden Sie sich ans Ministerium, da wird man Ihnen Auskunft geben! Wir brauchen das doch nicht zu diskutieren mitten auf der Straße!"
"Wir haben vorhin noch mit dem Außenministerium telefoniert. Uns ist von Beschränkungen nichts bekannt."
"Dann müssen Sie jetzt mal wieder telefonieren. Vielleicht gibt es dort eine neue Auskunft... Passen Sie mal auf: ich habe mich doch ebenvorgestellt. Dann wissen Sie, wie ich heiße: Leutnant Wagner bin ich, ja. Ich bin jetzt meiner Legitimationspflicht nach-gekommen. Und jetzt..."
"Können Sie sich ausweisen?"
"Natürlich! Das brauche ich nicht. Sie sehen meine Uniform. Das reicht. So. Sie wissen den Ort, die Zeit, das Datum, wer vor Ihnen steht, das wissen Sie auch. Meine Frage an Sie ist - und das gebietet die Höflichkeit - wer sind Sie überhaupt?"
"Hier, wir haben eine besondere Erlaubnis."
"Das ist eine Genehmigung für Freitag und heute ist Donnnerstag!"
"Wenn sie für morgen gut ist, dann ist sie auch gut für heute. Heute oder morgen - das ist doch völlig egal!
Sie können sowieso nicht verhindern, was passiert..."
"Das ist ein polizeilicher Handlungsraum und den werden Sie nicht betreten. Und wenn Sie der Forderung der Deutschen Volkspolizei nicht Folge leisten, dann haben Sie die Konsequenzen zu tragen und nicht ich."
"Was wäre denn die Konsequenz?"
"Das brauchen wir beide jetzt nicht ausdiskutieren. Das wissen Sie doch besser noch als ich."
"Sie belehren mich doch hier."
"Ich belehre Sie nicht. Ich sage es in einem freundlichen höflichen Ton, wie sich das gehört zwischen zwei vernünftigen Leuten."
"Mit der Vernunft hat das nach meinen Vorstellungen nichts zu tun."
"Ja, die Vernunft, das wollen wir jetzt mal hier beiseite lassen, die Vernunft.... Sie haben die Forderungen gehört! An die hat sich jeder Besucher der Hauptstadt zu halten! Sie auch! ... Sie bleiben hier! Sie können ja rübergehen zum Parkplatz. Ist doch eine eindeutige Forderung!... Sie sprechen doch dieselbe Sprache wie wir!?"
Runder Tisch, Berlin/DDR:
"Ich darf Ihnen wirklich versichern: die dienen nicht der Überwachung und haben nie gedient von irgendwelchen Personen, sondern Sie dienen ausschließlich der Beurteilung der Lage in Bezug auf die Lösung von polizeilichen Aufgaben!"
Auf dem Alex:
"Mist, ich glaube, ich habe meinen Ausweis vergessen..."
"Lass sie los, lass die Frau los!..."
Runder Tisch, Berlin/DDR: "Es ging aber auch problemlos, dass die Volkspolizei mit dem MfS zusammengearbeitet hat?"
"Das ging problemlos. Warum nicht? Das war ja eine gemeinsame staatliche Aufgabe. Da wurde nicht 'zusammengearbeitet'... die Leitungen waren geschaltet. Da konnten Sie die Bilder übernehmen."
Im PkW: "Jetzt hör aber auf mit dem Theater! Das hat doch keinen Sinn!...
Ob die immer so wild ist?... Zeig ma, was du hast. Ja, lass doch mal sehen."
"Was ist das! Was ist das? Das habt ihr doch schon mal gesehen, oder?"
"Ach du Scheiße... so'n Mist... los raus! Das machst du nicht nochmal mit uns!"
"Ihr seid doch die größten Idioten!"
"Sieh zu, dass du Land gewinnst."
Parkplatz, Alexanderplatz, Berlin/DDR:
"Was soll denn das..."
"Was soll das denn..."
"Verlassen Sie bitte..."
"Wir wollen ja verlassen..."
"Ich fordere Sie auf..."
..."Was soll'n det hier!"
"Ich möchte gern da hinten dran."
Beamter der Volkspolizei:
"Letztlich waren wir doch alle Täter und Opfer zugleich!"
Runder Tisch, Berlin/DDR:
"Wurden auch Demonstrationen auf dem Alexanderplatz, z.B. gegen Wahlfälschung, beobachtet?"
"Nein, ist mir... ist mir nicht bekannt."
Runder Tisch, Berlin/DDR:
"Wurden Kamerateams, z.B. das ZDF beobachtet bei ihren ganz normalen Aktivitäten zu filmen?"
"Nein. Nein."
"Das können Sie ganz genau sagen?"
"Das kann ich. Ja, so ist es."
Int. Forum des jungen Films Berlin, Videofest 1991
Vigo Int. Video Festival, Spain 1991
42. Mostra Int. di Cinema Montecatini 1991, Italy
Vigo Int. Video Festival, Spanien 1991
and
Goethe Institute Marseille, Toulon, Sophie-Antipolis
Querhaus Berlin, Nov. 1991
Euro Aim Screening, Ghent, Nov. 1991
San Sebastian Screening, Oktober 1991
Version: ALEX 7.9.1989
Kassler Film- und Videotage 1995
Kurzfilmtage Oberhausen 1996
Kunstverein Kassel/Surfing Systems 1996